Im Rahmen eines Fortbildungsnachmittags stellten Fr. Sharon Stamberger Esztl, BEd (Lehrerin an der Zwi-Peres-Chajes PVS in Wien) und Fr. Dipl.Päd. Gertraud Hoheneder (Lehrerin an einer ÖVS in Linz, i.R.) das Thema Holocaust Education in der Primarstufe vor. Angesichts des Kriegs zwischen der Hamas und Israel ist dieses Thema im Kontext antisemitischer Vorfälle und Diskussionen derzeit auch in den Schulen äußerst aktuell. Der Antisemitismus ist in Österreich jedoch kein Thema des 20. oder 21. Jahrhunderts, sondern hat erschreckenderweise bereits viele Jahrhunderte Tradition in unserem Land.
Die beiden Referentinnen spannten in diesen Stunden einen weiten inhaltlichen Bogen: Aus aktuellem Anlass stand die Begrifflichkeit des Themas Antisemitismus und dabei speziell der israel-bezogene Antisemitismus am Beginn der Veranstaltung. Unter dem Stichwort Jüdische Identität setzten sich die Teilnehmer*innen mit jüdischer Herkunft, Religion und Kultur auseinander. Dabei flossen durch Fr. Stamberger Esztl auch immer wieder persönliche Erfahrungen, kulturelle Gepflogenheiten, aber auch Fragen der Sicherheit jüdischer Personen in Österreich als Lebensrealitäten mit ein.
Gertraud Hoheneder, die seit mehr als zwanzig Jahren durch Besuchsdienst und Fortbildungen in Israel, Freundschaften mit Zeitzeug*innen und großes persönliches Engagement in Linz mit dem Thema vertraut ist, erzählte aus ihren Unterrichtserfahrungen zu diesem Themenfeld. Dabei wurden anhand praktischer Projektberichte die Arbeitszugänge beschrieben, wie in der 3. und 4. Klasse der Volksschule zur Shoa gearbeitet werden kann.
In der Grundschule erfolgt die Erstbegegnung zum Thema Shoa über den biografischen Ansatz. Dabei ist wichtig, dass reale Personen mit ihrem realen Leben im Zentrum stehen und die Hauptperson den Holocaust überlebte. So wird gemäß der Unterrichtsrichtlinien des Yad Vashem (Gedenkstätte und Bildungszentrum des Holocausts in Jerusalem) sichergestellt, dass junge Lernende nicht durch ungeeignete Fakten und großes Leid überfordert werden.
Fotos, Zeichnungen und andere Arbeiten der Volksschüler*innen lieferten einen visuellen Eindruck dazu, wie bereits frühzeitig gegen Antisemitismus und für den Aufbau von Empathie gearbeitet werden kann. Zusätzlich wurden zahlreiche Unterrichtsmaterialien für junge Lernende vorgestellt, z.B. das Buch Weg von hier, die Mappe mit den Bildkarten Tommy oder das Video zum Lebensweg von Simcha.
Da sehr viele Kinder im familiären Umfeld keine (vollständigen) Informationen erhalten, sollte bereits in der Volksschule begonnen werden, ein korrektes und differenziertes Bild zum Thema zu vermitteln, waren sich die begeisterten Teilnehmer*innen am Ende des Nachmittags einig. Eine Fortsetzung wird für das Jahr 2024 geplant.
Nähere Informationen zum Thema und Unterrichtsmaterialien zur Holocaust Education findet man beim Verein des BMBWF, Erinnern.at: www.erinnern.at sowie bei Yad Vashem: www.yadvashem.org/de.html.

Kontakt: Prof.in Dr.in Monika Gigerl monika.gigerl@phst.at